Fremdes Dickicht
Ute Wöllmann, Ölmalerei | Ursula Commandeur, Porzellanskulpturen
9.12.2016 – 8.1.2017
Vernissage | Donnerstag, 8.12.2016 um 19 Uhr
Unter dem Titel »Fremdes Dickicht«, mit dem Ursula Commandeur eine ihrer Skulpturen bezeichnet hat, präsentieren sich die Künstlerinnen Ute Wöllmann und Ursula Commandeur in einer gemeinsamen Ausstellung. »Fremdes Dickicht« löst eine Vielzahl an Assoziationen von verdichteten zeichnerischen Strukturen aus, die der Blick dechiffrieren möchte, was ein Leitmotiv für den Besuch der Ausstellung sein kann. Beide Künstlerinnen beziehen die Inspiration für ihre Kunst aus der Formenvielfalt der Natur. Bei Ute Wöllmann sind es die naturgezeichneten Striche einer Rasenfläche oder die kompositorische Anordnung von Früchten in einer Hecke oder die Struktur eines verzweigten Busches. Bei Ursula Commandeur ist es die modulare Zusammensetzung komplexer Zellorganismen, die als Ordnungsprinzipien in ihrer Kunst zu finden sind.
Die auf die Farben Schwarz und Weiß reduzierten skurrilen Porzellanobjekte von Ursula Commandeur, die durch das Eigenleben der Drähte, das Zeichnerische betonen, treten in der Ausstellung in einen spannenden Dialog zu den botanischen Elementen und vegetativen Formen in den Bildern von Wöllmann, die mit einem großem, malerischen Verve vorgetragen werden.
Ute Wöllmann kombiniert in ihren farbkräftigen Bildern pastose Ölfarbe mit dünnflüssigem zarten Aquarell und erreicht ungeheure Oberflächenspannung durch die maximale Bandbreite von dünnen Lasurschichten zu pastosen Oberflächenbeschaffenheiten, wie auch weiter durch die mit Pastellkreiden in die fette Ölfarbe gezeichneten Linien.
Ursula Commandeur verbindet mit Draht eine Vielzahl von kleinen Einzelmodulen aus weißem Bisquitporzellan zu dem organischen Gesamtverbund einer Skulptur. Die Entscheidung zur Reduktion, nämlich auf die Form der jeweiligen Einzelmodule, und auf die Farben Schwarz und Weiß, ermöglicht ihr diese Einzelkomponenten zu einem unerschöpflichen Formenkosmos skurriler Objekte und Gebilde immer wieder neu zusammenzufügen. Wie auch die Natur selbst kreiert Ursula Commandeur die jeweiligen Einzelmodule einer Skulptur nach einem gleichen Bauplan, die durch die handgeschaffene Herstellung einer großen Stückzahl naturgegeben Formabweichungen aufweisen und Spannung in die modulare Skulptur bringen. Der Draht, mit dem die Module miteinander verbunden werden, ist immer auch aussagetragender Teil der Skulptur, wie zum Beispiel bei der Arbeit »Flirrkasten« auf der Einladungskarte. Ursula Commandeur lehnt sich nicht nur in der Formerschaffung an Baupläne der Natur an, sondern auch in ihrer schier unerschöpflich scheinenden Formensprache, welches ihr internationale Anerkennung und Auszeichnungen einbrachte. Ihre Arbeiten erinnern an Korallen, Tiere aus der Tiefsee, aber auch an Vergrößerungen aus dem mikroskopischen Bereich der Natur, wie Viren und kugelige Vielzeller, sind dabei aber vollkommen fiktiv und spektakuläre Erfindungen, die in der Welt der Objekte Aufsehen erregt.
Ursula Commandeur
1958 – geboren in Dortmund, 1989 – Abitur, 2000 – Abschluss als Produktdesignerin an der FhN Krefeld seit 1992 – Arbeit in eigener Werkstatt.
Seither zahlreiche Ausstellungen im In-und Ausland und Preise, u.a. 2000, 2006, 2010 „Gold Coast Ceramic Award“, Australien; 2006 Preisträgerin „100 % Fantasie“, Wettbewerb Keramikmuseum Westerwald; 2007 – Staatspreis NRW, Manufactum; 2010 – Preisträgerin der „Neuen Keramik“, Internationale Keramiktage
Oldenburg und „Primer Premio“, erster Preis im „Cerco 2010“ internationaler Wettbewerb, Spanien
lebt und arbeitet in Castrop-Rauxel
Ute Wöllmann
1962 in Ravensburg geboren / 1983-89 Studium der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin bei Professor Georg Baselitz / 1989 Ernennung zur Meisterschülerin; Einjähriges Stipendium der Volkswagen AG mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeit im Künstlerhaus Meinersen / 1990 Gründungsmitglied der Künstlerinnengruppe GANGart, gemeinsame Projekte bis 2000 / 1992-2004 Dozentin für Malerei und Zeichnung an der Freien Kunstschule Berlin, bzw. Freien Akademie für Kunst Berlin / 2002 Aufenthaltsstipendium der Aldegrever-Gesellschaft für Südfrankreich / 2005 Gründung und seither Leitung der Akademie für Malerei Berlin / 2010 Gründungsmitglied der Produzentengalerie ROOT am Savignyplatz, deren geschäftsführende Gesellschafterin (2010 – 2014) / 2012 Im Januar erscheint im Reimer Verlag Berlin das Buch „Über die Kunst erfolgreich Malerei zu studieren – Ein Lehrbuch“ / 2014 Gründung und seither Leitung der Galerie ROOT UG (haftungsbeschränkt)
Lebt und arbeitet in Berlin.
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Werke in Sammlungen: Harvest Art Collection, Zoofenster, Waldorf-Astoria Berlin, Sparkassenstiftung Baden-Württemberg, Sammlung des Auswärtigen Amt, Berlin; Soziale Künstlerförderung Berlin